Peter Kiesewetter: "Scena d'irritazione"

Peter Kiesewetter

Peter Kiesewetter (Monographie-Reihe Komponisten in Bayern, Band 51)
Peter Kiesewetter

"Scena d'irritazione" - ein Stück, bei dem es einem die Stimme verschlägt

Peter Kiesewetter war unter den ersten Komponisten, die für das Münchner Flötentrio ein neues Werk komponiert haben.

Zunächst war das gar nicht beabsichtigt: Die Flötisten Elisabeth Weinzierl und Edmund Wächter hatten ein Trio für zwei Flöten und Klavier von Kiesewetter in der Musikalienhandlung gefunden, das Münchner Flötentrio hatte das Stück einstudiert und wollte es nun dem Komponisten vorspielen.

 

Das war der Moment, in dem Peter Kiesewetter sich seine alte Komposition wieder ansah und entdeckte, dass er eigentlich nicht mehr zu ihr stand. Also sagte er die Probe ab und begann stattdessen mit „Verbesserungsarbeiten“. Nach vielen Telefonaten zwischen Rom, wo Peter Kiesewetter damals mit einem Villa-Massimo-Stipendium lebte, und München, wo er sich detaillierteste Auskünfte über die Möglichkeiten der Flöte bei Elisabeth Weinzierl und Edmund Wächter einholte, war Monate später eine ganz neue „Scena d'irritazione“ entstanden: ein schwieriges Werk – und so spät zu Papier gebracht, dass der heutige Schluss gar nicht mehr rechtzeitig zum seit langem feststehenden Uraufführungstermin im Münchner Lenbachhaus fertiggeworden war. Die Zeit, die das Münchner Flötentrio hatte, um dieses schwierige Werk perfekt zu beherrschen, war natürlich jetzt auch sehr kurz – und das zu wissen tat Nerven und Körper nicht gut:

 

In der Nacht vor der Uraufführung von Peter Kiesewetters „Scena d'irritazione“ musste die Pianistin Eva Schieferstein mit hohem Fieber und schwerer Halsentzündung einen Notarzt rufen und hatte am Konzerttag ihre Stimme völlig verloren – vermutete Krankheitsursache: die „Scena d'irritazione“!

 

Glücklicherweise hat die „Scena“ ihre starke Wirkung seither in vielen Aufführungen im In- und Ausland und auf der CD „Kompositionen für das Münchner Flötentrio“ beim Publikum nur noch in positiver Weise entfaltet. Peter Kiesewetter hat die Dramaturgie seiner Komposition bei einer Probe mit den Phasen eines Ehestreits verglichen: schlummernde Wut, Zornausbrüche, leises Weinen, brahms'sches Klagen. Man muss dieser „gereizten Szene“, einem heftigen Streit zwischen den beiden Flöten und dem Klavier, von ihrem Anfang bis zu ihrem Ende gebannt folgen.